MozFest 2024 Edition: Gemeinsam für ein besseres Internet.
Warum Data Analysts gute Storyteller sein müssen.
Guten Morgen!
Letzte Woche habe ich meine Koffer gepackt um in Amsterdam auf die Suche nach einem besseren Internet zu gehen. Mein Ziel: Das Mozilla Festival (kurz MozFest).
Wünschenswerte Zukünfte: Solidarisch, inklusiv, bewusst
Mozilla stand für mich lange nur für das Open-Source-Projekt, das vor allem für den Firefox Web Browser bekannt ist. Seit 2003 steht dahinter die Mozilla Foundation, die daran arbeitet, “dass das Internet eine öffentliche Ressource bleibt, die für uns alle offen und zugänglich ist.” Sätze wie dieser sind im Mozilla-Manifest verankert, an dem sich die Arbeit der Foundation seit mehr als 20 Jahren orientiert.
Für J. Bob Alotta, Mozilla Foundations Senior Vice President of Global Programs, muss die bessere Zukunft vor allem eines sein: solidarisch. Und Solidarität sei keine passive Handlung. Vielmehr bedeutet es, aktiv zusammenzustehen und einander zu unterstützen um zu erreichen, dass Technologie und Politik tatsächlich den Bürgern dienen.
“Solidarity is not a passive action.” - J. Bob Alotta
Deputy Mayor Alexander Scholtes verantwortet u.a. die Themen “IT and Digital City” in Amsterdam. Er sucht eine Zukunft, die “digital inclusive” ist. Digitalisierung soll zukünftig alle von jung bis alt, Einheimische, Zugezogene, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, einfacher und besser integrieren. Eines soll vermieden werden: jemanden auszuschließen wegen Digitalisierung. Deswegen sucht die Stadt den Dialog mit Experten und Bürgern. Denn: “Weil wir manche Risiken noch nicht sehen können, müssen wir stattdessen entscheiden, was wir wollen.”
Bei dem Besuch des Nikhef Housing, einem der größten Internet Hubs in Europa und ursprünglich die erste Anbindung Hollands an “das Internet” habe ich noch eine andere Art von Leidenschaft gesehen: Die für die vielen kleinen Teile, die den Zugang zum “Internet” jeden Tag absichern, der für uns inzwischen so selbstverständlich ist. Was er sich wünsche, fragte jemand aus der Gruppe unseren Guide. Seine Antwort: “Dass sich die Menschen stärker fragen, welche Daten sie wirklich online haben müssen. Braucht es die Bilder von vor 10 Jahren wirklich noch auf Facebook?” Ressourcen schonen und effizientes Energiemanagement in Abwägung mit ständiger Verfügbarkeit der Konnektivität ist sein Tagesgeschäft. Denn wenn die Konnektivität unterbrochen ist, gibt es kein Banking, keinen Notruf, etc.
Der Preis von Daten
Wie viel Strom kostet uns denn die Datenverfügbarkeit? Laut Studien (2017) liegen Schätzungen für den Energieverbrauch zum Speichern von 1 GB Daten in der Cloud zwischen 3 und 7 kWh. 2020 sollen jeden Tag 2.500.000.000 GB erzeugt worden sein. Das ist viel:
If you were to store all the data created each day on old-school CD-ROMs, in a year you would have six stacks of CD-ROMs – six stacks, that is, that stretched from the Earth to the moon. - Mike Galbreth, Department of Business Analytics and Statistics Quelle: Haslam College of Business
Daten und der verantwortliche Umgang mit Daten waren daher wesentliche Themen, die sich durch die Konferenz zogen. Es ist nicht das einzige und kein neues, aber ein großes Problem. Im Kontext der Künstlichen Intelligenz wird es noch drängender. Ein Kommentar aus dem Publikum erfasste schön die Vielschichtigkeit des Problems:
“Not all data is created equally.” - aus dem Publikum
Datensets sind beispielsweise lückenhaft oder nicht repräsentativ. Daten werden ohne Konsens erhoben oder zu anderen Zwecken verarbeitet, als ursprünglich beabsichtigt. Erhobene Daten stehen nicht allen zur Verfügung, die damit sinnvolle Arbeit leisten könnten. Die Art, wie Daten erhoben, verarbeitet, verwendet werden, bleibt häufig intransparent.
Welche Schlüsse aus Daten gezogen werden, liegt in der Hoheit des Betrachters oder dessen, der die Auswertung vornimmt. Über diese Verantwortung sprach Mona Chalabi, Datenjournalistin und Illustratorin, und gab Einblicke in ihre Arbeit.
We are data: Verantwortung als Storyteller
In ihrer Keynote sprach Mona über die Herausforderungen und Verantwortungen im Umgang mit Daten.
“Arrogance when handling data is the most dangerous thing. My first assumption is always that I am wrong". - Mona Chalabi
Diese wichtige Warnung folgte aus einer von Mona’s beruflichen Stationen, die sie “alles gelehrt hat, was sie an Datenjournalismus hasst”. In ihrer Keynote zeigt sie zudem Wege auf, wie man Daten in menschlich verständliche Informationen verwandeln kann:
Es gibt bessere Darstellungen als Kuchen, Balken usw.
Verwende wenige Zahlen.
Mache Darstellungen auch für Menschen zugänglich, die nicht Muttersprachler sind.
Mache die Methode transparent, wie du die Daten auswertest.
Mache die Darstellungen attraktiv, auch (insbesondere) wenn das Thema trist ist.
Ein anderes schönes Beispiel dafür:die Data never sleeps Reihe. Hier kann man eine kleine Zeitreise unternehmen, was in einer Internet-Minute alles passiert.
![Impressions from MozFest 2024 in Amsterdam. Pictures from plenum discussions and an art installation.](https://substackcdn.com/image/fetch/w_474,c_limit,f_auto,q_auto:good,fl_progressive:steep/https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2Fcd303bb2-8eb2-4058-908f-2b22eb2b7c85_4032x3024.jpeg)
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![Impressions from MozFest 2024 in Amsterdam. Pictures from plenum discussions and an art installation.](https://substackcdn.com/image/fetch/w_720,c_limit,f_auto,q_auto:good,fl_progressive:steep/https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2F179ac8ad-8c2f-44dd-b2ab-95eeaefdc89b_4032x3024.jpeg)
![Impressions from MozFest 2024 in Amsterdam. Pictures from plenum discussions and an art installation.](https://substackcdn.com/image/fetch/w_720,c_limit,f_auto,q_auto:good,fl_progressive:steep/https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2Ff0df56f9-8b98-4f16-9951-835956e6f192_4032x3024.jpeg)
Das Internet besser nutzen
Menschlich. Solidarisch. Transparent. Fair. Verantwortungsvoll. So wünschen sich die Menschen, die ich in diesen Tagen getroffen habe, das Internet und die Welt. Das MozFest schafft einen Raum, in dem diese Prinzipien der Datenethik und der Technologiegestaltung diskutiert werden. Zum Beispiel auch der kommende AI Act und welche Rechte und Möglichkeiten der normale Bürger erhält. Zum Beispiel sind Anbieter verpflichtet, Nutzer über den Einsatz von bestimmten KI-Systemen “in klarer und erkennbarer Weise” zu informieren, sofern es nicht offensichtlich ist.
Ich teile zwar die Sorge, dass zu viel Regulierung die Innovationsfähigkeit in Europa einschränkt. Gleichzeitig haben mir die Perspektiven auf dem MozFest gezeigt, wie leicht wie viel schief gehen kann und dass die Diskussion wichtig ist. Inspiriert haben mich vor allem diejenigen, die sich weniger mit dem “ob”, sondern schon mit dem “wie” beschäftigen. Denn wie wir das bessere Internet definieren werden, beginnt jeden Tag damit, wie wir es nutzen, bewusster nutzen und nutzen wollen. We are data.
In diesem Sinne die Kopfnuss der Woche: Wie gehst du verantwortungsvoll / wie verantwortungsvoll gehst du mit (deinen) Daten um?
Happy thinking!
Stella
Zeitreise 1: Die Internet-Minute.
Die Data never sleeps Reihe ermöglicht eine kleine Zeitreise, wie sich die Internet-Minute in den letzten Jahren verändert hat.
Wie sieht eine Internet-Stunde bei dir aus?
Zeitreise 2: The button for the internet.
Heute schon gelacht? Drück “Play.”