Digital & Identity - it's complicated.
Ein persönlicher Blick auf die Herausforderungen und Zukünfte der digitalen Identität
Guten Tag!
Endlich bin ich umgezogen. Das erste Mal konnte ich mich voll digital - das heißt ohne Amtsgang - ummelden. Dafür benötigte ich nur mein Smartphone, meinen Personalausweis und etwas Finesse beim Aufkleber abpulen und aufkleben. Leider muss ich noch persönlich mein Auto ummelden gehen und der QR-Code auf dem Begleitschreiben führte ins digitale Nirwana. Aber hey, es ist ein Schritt in die digitale Zukunft.
Persönliche Erfahrung: Was kann ich noch glauben?
Die für mich interessantere Beobachtung war jedoch an mir selbst: Ich fühlte mich wie ein (nicht sehr talentierter) Dokumentenfälscher. Und fragte mich: Wie soll ich zukünftig jemandem vertrauen, dass er wirklich ist, wer er laut Ausweis ist? Bisher habe ich einem Ausweis (vielleicht nicht zurecht) eine höhere Aussagekraft zugeschrieben.
Digital & Identity: Beziehungsstatus - Es ist kompliziert
2006 hielt Dick Hardt eine sehr unterhaltsame Präsentation zur Identity 2.0 und eröffnete mit einem recht einfachen Statement: “Identity is who you are.”
Doch was definiert wirklich, was wir sind? WelcheInformation ist belastbar genug, um zu beweisen, dass ich eindeutig ich bin?
Digitale Identitäten beziehen sich auch nicht mehr nur auf Menschen. Jedes smarte Gerät, sei es eine Lampe, ein Kühlschrank oder ein autonomes Fahrzeug, ist Teilnehmer eines Netzwerkes, kommuniziert miteinander, trifft Vereinbarungen und geht gegebenenfalls rechtsbindende Geschäfte ein. Wie weisen diese sich aus?
Das Start-up Agrotoken aus Argentinien tokenisiert landwirtschaftliche Produkte und schafft damit eine ganz neue Form von digitaler Identität für Rohstoffe.
Standards: Eine Frage der Perspektive
Insbesondere in diesem Kontext sind Standards relevant: Was wird anerkannt? Was darf gefordert werden? Heather Flanagan, Co-chair der W3C Federated Identity Working Group, zeigte mit der Darstellung der “Galaxie der SDOs” (Standard Development Organizations) auf, dass digitale Identitäten kompliziert sind. Neben ISO, W3C beschäftigen sich eine Vielzahl von Organisationen - und Unternehmen - damit, aller mit einer anderen Perspektive und Zielsetzung. Deswegen mag es scheinen, als würden einige dieser Standards miteinander im Wettbewerb stehen, aber vielleicht benötigt es das.
Der Fokus des W3Cs beschäftigt sich mit dem individuellen Nutzererlebnis im Web. Wie holen z.B. Websites die Zustimmung zur Identifizierung ein und wie kann der Nutzer sich ausweisen?

The Future of Identity Solutions
Nutzerzentrierte Identitätslösungen hatte Dick Hardt bereits bei seinem Talk 2006 im Sinn. Heute ist er nach verschiedenen Stationen Gründer von Hellō. Dessen Ziel: “co-operatively building the Internet identity layer.” Fast 20 Jahre später sieht er nun die Zeit gekommen, eine nutzerzentrierte Identitätslösung zu schaffen, die Nutzern gegenüber Big Tech einen Schutz und Gegenpol bietet und ihnen dennoch ermöglicht, sich zuverlässig auszuweisen.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Entwicklung digitaler Identitäten nicht stehen bleibt und noch viele Fragen ungelöst sind. Die wichtigste: Wie werden wir in Zukunft unsere Identität schützen und nachweisen können?
Technologien wie Blockchain und NFTs könnten aber eine entscheidende Rolle spielen, um Vertrauen und Sicherheit zu gewährleisten. Oder stell dir vor, du könntest mit Hilfe von Zero-Knowledge-Konzepten in einer Online-Alterskontrolle bestätigen, dass du über 18 bist, ohne dein genaues Geburtsdatum preiszugeben. Das Geburtsdatum ist ein sensibler Identifier - und dennoch geben wir ihn pausenlos her. Wäre eine andere Lösung nicht erstrebenswert?
Identity unpacked
Während meines Umzugs habe ich viele Erinnerungsstücke ein- und wieder ausgepackt. Einige von ihnen haben es diesmal nicht geschafft, weil sie mich nicht mehr repräsentieren. Diese Erfahrung hat mich zum Nachdenken gebracht: Was macht unsere Identität aus, und wie können wir sicherstellen, dass sie in einer zunehmend digitalen Welt gewahrt bleibt?
Wie gehst du mit den Herausforderungen um?
In einer Welt, in der digitale Identität zunehmend an Bedeutung gewinnt, bleibt die Frage nach unserem wahren Selbst zentral. Oder um es mit Shakespeare zu sagen: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.
Stella
Startup Spotlight: TravelX
TravelX will die Reisebranche revolutionieren. Das Startup nutzt Blockchain-Technologie, um Flugtickets in NFTs (Non-Fungible Tokens) umzuwandeln. Dies ermöglicht Reisenden, ihre Tickets einfach weiterzuverkaufen oder zu tauschen, wenn sich ihre Pläne ändern. Für Fluggesellschaften bedeutet es mehr Flexibilität und potenziell höhere Einnahmen.
Das argentinische Startup hat bereits Partnerschaften mit mehreren Airlines geschlossen.
Nach dem Hype - welche realen Anwendungsfälle für Blockchain gibt es in deiner Industrie?
Kurioses aus dem Tierreich
Wusstest du, dass jeder Delfin seinen eigenen "Namen" hat? Tatsächlich entwickelt jeder Delfin einen einzigartigen Pfeifton, der lebenslang unverändert bleibt. Andere Delfine nutzen diesen Ton, um ein bestimmtes Individuum zu identifizieren oder zu rufen - quasi eine natürliche Form der akustischen ID-Karte. Ein faszinierendes Beispiel dafür, wie die Natur das Problem der Identifikation in einer komplexen Umgebung löst.
Was können wir von Delfinen für digitale Identitäten lernen?
Anmerkung: In der ursprünglichen Fassung wurde auf eine Finanzierungsrunde von TravelX hingewiesen. Da ich diese Aussage nicht erneut gefunden habe, habe ich sie entfernt.

